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Zeitzeuge Friedrich Wiener

Erinnerungen 1944 bis 1946

Erinnerungen 1944-1946
Mitte 1944
Eintritt in die Lehrerbildungsanstalt (LBA) Salzburg
Bomben auf Bad Ischl
Täglich Fliegeralarm in Salzburg
Einberufung zum Volkssturm
Dienst im Postamt Bad Ischl
Die Suche nach Deserteur Wiener
Die letzten Kriegsmonate
Die Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner
Die ersten Amerikaner!
Zwei tragische Vorfälle
Ereignisse am 7. Mai 1945
Dienststellenwechsel
Politische Begebenheiten
UFA-Filmgesellschaft und Künstlergemeinschaft Salzkammergut
Wiederaufnahme meines Studiums
Wahlen am 25.Nov. 1945
Notzeiten
Eine willkommene Spende
Allmählich normalisiert sich der Alltag
Aufruhr im Theater
Aufschwung in allen Belangen


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


Heimatvertriebene


www.regionalkultur.at
Geschichteclub Stahl



Eine willkommene SpendeWahlen am 25.November 1945Notzeiten


Wie bescheiden und einfach im Jahr 1945 die Weihnachtsgeschenke ausfielen, möge ein Beispiel beleuchten: Ein Geschäftsmann und Handwerksmeister schenkte seiner 30-köpfigen Belegschaft ein Gruppenbild der Mitarbeiter in Postkartengröße und in Schwarz-Weiß natürlich und jedem eine Kinokarte!

In der zweiten Jännerwoche war es endlich so weit. Der Unterricht lief nun für alle fünf Jahrgänge der LBA an. Einige Fächer, Naturgeschichte, Zeichnen und Turnen, wurden vorerst noch nicht unterrichtet, weil die Lehrkräfte fehlten.
Die dreitägigen Semesterferien – damals Anfang März – wurden auf zwei Wochen ausgedehnt, weil in der Schule das Heizmaterial fehlte. Nur an einem Vormittag wurden wir in die Schule beordert und mit Hausaufgaben in den Hauptfächern eingedeckt.

Ich bezog in der Edmundsburg Quartier. Zu zweit, ein Ebenseer Jahrgangskollege und ich, mussten wir einen ohnehin sehr schmalen Spind teilen. Aber für die paar Stücke Unterwäsche, Hemden, Socken und Kleidung, die wir besaßen, reichte der Platz. Der Mangel an den einfachsten und notwendigsten Möbeln war sehr groß.
In Studiersaal und Schlafsaal ersetzte ein Stück Karton noch so manche Fensterscheibe, die bei den Bombenangriffen in Brüche gegangen war. Im größten Schlafsaal des Heims schliefen in Stockbetten 36, in den anderen 18 bis 24 Burschen. Wegen Brennstoffknappheit wurden die Schlafsäle nicht geheizt. Im Studiersaal der "Kleinen" (der Zehn- bis Zwölfjährigen) waren 38 Buben untergebracht. Ein kleiner Tisch mit einem aufklappbaren schrägen Pult und ein Sessel davor, das war der Platz, der einem zustand. Im Waschraum gab es die Woche über nur kaltes Wasser, lediglich samstagabends floss im Duschraum Warmwasser.
Im NS-Schülerheim hatten wir während des letzten Kriegsjahres immer genug zu essen; zum Abendessen an Sonntagen wurde meistens Aufschnitt aufgetischt. Nun – in der Nachkriegszeit – plagte uns großer Hunger. Wir standen nie satt vom Tisch auf. Das Frühstück bestand aus Ersatz-Kaffee und einer Schnitte Schwarzbrot.
Wir rissen uns darum, ein Brotscherzel zu erlangen, weil es etwas ergiebiger war als eine Schnitte. Die Eltern sparten sich daheim die eine oder andere Brotmarke ab und gaben sie an mich weiter; damit reichte es hin und wieder für ein Stück Jausenbrot, erstanden bei der Milchfrau gegenüber der Schule. Unten in der Altstadt wurden in einigen wenigen Gaststätten um einen (!) Schilling markenfreie Menüs angeboten: An einem Tag Kraut mit Kartoffeln, am zweiten Rüben mit Kartoffeln, dann Spinat mit Kartoffeln oder Karotten mit Kartoffeln. Nach dem Abendessen machten wir fast täglich die Runde, uns mit diesen Menüs den Hunger etwas zu stillen, denn in jedem Gasthaus wurde nur einmal eine Portion gereicht.



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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...