Erinnerungen 1944-1946
Mitte 1944
Eintritt in die Lehrerbildungsanstalt (LBA) Salzburg
Bomben auf Bad Ischl
Täglich Fliegeralarm in Salzburg
Einberufung zum Volkssturm
Dienst im Postamt Bad Ischl
Die Suche nach Deserteur Wiener
Die letzten Kriegsmonate
Die Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner
Die ersten Amerikaner!
Zwei tragische Vorfälle
Ereignisse am 7. Mai 1945
Dienststellenwechsel
Politische Begebenheiten
UFA-Filmgesellschaft und Künstlergemeinschaft Salzkammergut
Wiederaufnahme meines Studiums
Wahlen am 25.Nov. 1945
Notzeiten
Eine willkommene Spende
Allmählich normalisiert sich der Alltag
Aufruhr im Theater
Aufschwung in allen Belangen
Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler
Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938
Zeitzeugenberichte
Publikationen
zur Zeitgeschichte
Heimatvertriebene
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Geschichteclub Stahl
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Die ersten Amerikaner!
Sonntag, 6. Mai, nach dem 8-Uhr-Gottesdienst: Der Platz vor der Kirche voll von Leuten. Gerüchte liefen durch die Menge die Amerikaner seien in St. Gilgen, andere wieder meinten, schon in Strobl, wieder andere wussten es von Ebensee. Dann wieder hieß es, die Enge bei Lauffen sollte verteidigt werden, nein, der Pötschen, glaubten wieder andere zu wissen. Viele, oft die absurdesten Gerüchte schwirrten durch die Menge.
Eine geradezu gespensterhafte Spannung lag in der Luft. Plötzlich rief Eisl Schorsch (= Georg), ein Kleinbauer aus Untereck, laut in das Gemurmel und Flüstern der Umstehenden: "Kruzitürken, jetzt freut mich s Kirchengehen auch nimmer, weil ichs niemandem zu Fleiß tun kann!" Tatsächlich war während der vergangenen Jahre die Zahl der Kirchenbesucher ständig angewachsen, und so manche gar nicht so streng katholische Leute besuchten regelmäßig die Messe mitunter auch aus stillem Protest.
Um 13 Uhr war für mich Beginn des Sonntagsdienstes im Postamt. Ich fuhr etwa um halb ein Uhr mit dem Fahrrad auf dem Weg durch die Sulzbachfelder in die Stadt. Knapp bevor ich beim Friedhof am Wiesbühel in die Grazerstraße einbog, kam ein Jeep mit aufmontiertem schussbereitem Maschinengewehr und drei amerikanischen Soldaten im Schritttempo den Berg herauf, gefolgt von einem Panzerspähwagen.
Die ersten Amerikaner, die ich sah!
Die Fahrzeuge hielten an und sicherten nach allen Seiten. Aus den Fenstern schwenkten Leute weiße Tücher. Verschreckt und zögernd gingen einige Frauen und Kinder auf die Militärfahrzeuge zu. Ein stämmiger farbiger Soldat beugte sich aus dem Jeep und reichte den Kindern Kaugummi oder Schokolade ich weiß nicht mehr genau, was. Dann fuhr die Vorhut in Richtung Lauffen weiter.
In der Pfarrgasse begegnete ich dann weiteren Panzern, zwei oder drei an der Zahl.
Von den Häusern hingen weiße und rotweißrote Fahnen.
Im Postamt ruhte natürlich jeglicher Betrieb, und der Leiter schickte uns alsbald nach Hause.
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