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Hilde Röhrenbacher

Hilde Röhrenbacher: Meine Erinnerungen

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Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

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Flucht nach LinzFlucht bis RainbachIm RAD-Lager in Rainbach


In diesem Lager befanden sich Frauen aus Deutschland mit ihren Babys, die angeblich ihre Männer hier suchen wollten. Wieso, kann ich mir nicht erklären, ich hab mich auch weiters nicht viel interessiert. Hier gab es auch eine Küche in einer eigenen Baracke, wo man sich einiges kochen konnte. Dieser Gebietsstreifen war bereits in russischer und amerikanischer Hand. Wir sahen von den Soldaten nicht sehr viel, nur dass einmal ein russischer Offizier zu uns in die Baracke kam und von mir Voda (Wasser) verlangte, eine ältere Frau befand sich bei mir, die rannte sofort hinaus um Wasser zu holen und ich saß da und zitterte. Der Offizier strich mir über das Haar und meinte in Deutsch: "Du blondes Gretchen, keine Angst." Er bekam sein Wasser und ging wieder fort.

Dieses Erlebnis ist noch gut verlaufen, aber eines Nachts, als die Übergriffe der Russen ärger wurden, gingen wir alle in eine andere Baracke, wo auch die deutschen Frauen mit ihren Kindern waren. Da kam auf einmal ein russischer Soldat mit aufgepflanztem Gewehr herein und sagte: "Alle hinauskommen Kartoffeln schälen." Vorher muss ich aber noch sagen, dass mich meine Mutter in die Mitte des Bettes steckte, oben und unten lagen die Babys. Sie deckten uns gut zu, und da ich nicht sehr groß war, ging das sehr gut. Also, meine Mutter saß dort auf einer Bank mit den beiden Mädchen, die wir ja von ihrer Cousine mithatten, sie hat sich die Haare ins Gesicht fallen lassen, damit sie älter ausschaut, und die zweite Cousine saß mit ihrem fünfjährigen Mädchen neben ihr. Ebenso die deutschen Frauen. Meine Mutter sagte, er solle doch die Kartoffel hereinbringen, worauf er alle hinaustrieb, mit seinem Gewehr lüftete er die Bettdecken, wo wir darunter lagen, da er aber nur die Haare und die kleinen Kinder sah, ließ er ab und ging den Frauen nach. Ich hatte fürchterliche Angst, denn ich dachte, wenn die nicht mehr zurückkommen, bin ich ausgeliefert. Man hörte Motorenlärm, die Frauen riefen: "Meine Kinder!" und liefen zurück. In diesem Augenblick kam eine Streife der russischen und amerikanischen Offiziere vorbei. Und alle Soldaten mussten den Ort verlassen.
In dieser Nacht sagte ich zu meiner Mutter: "Ich bleibe hier keinen Tag länger, wir gehen weiter bis Freistadt." Damals war ich 16 Jahre, im Juni wurde ich 17.



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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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