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Berta Schneidergruber, geb. Brunner
erzählte verschiedene G´schicht´n, Tochter Brigitta Doppler schrieb auf

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Das goldene Rössl
D´ Zülli kimmt
Dienst in Linz


Brigitta Doppler, geb. Schneidergruber
Erinnerungen aus meiner Kindheit in Rohrbach und Herzogsdorf.


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D´ Zülli kimmtSchulzeit      Das goldene Rössl


In unserem Häusl mit so vielen Kindern war meist Schmalhans Küchenmeister. In der Früh haben wir eine Säusuppn, das war eine Mehlsuppe mit Brotschnittln, gegessen, zu Mittag Kraut und Erdäpfel oder einen Schmarrn, nur am Sonntag Fleisch und am Abend eine Millisuppn mit Brotbröckerln. Wenn einmal im Jahr eine Sau gestochen worden ist, dann hat es Bratl und Gselchtes gegeben, das hat Mutter sehr gut können. Auch ihre Kasziegerl waren in der ganzen Umgebung bekannt. Der Rauchfangkehrer hat immer gesagt, dass es bei der Galligin die besten Kasziegerl im ganzen Rayon gibt.

Zur Weihnachtszeit hat d´ Muata Lebkuchen aus Kornmehl gebacken und Kletzenbrot, da waren auch ein paar Weinbeerln drinnen. Unsere größte Freude war, wenn der Vater vom Zuckerhut etwas heruntergehackt hat. Damals hat es den Kristall- und Staubzucker noch nicht gegeben. Da sind wir Kinder rund um den Tisch herumgesessen und haben aufgepaßt, und wenn ein Stückerl weggeflogen ist, das haben wir schnell geschnappt und gegessen, weil es ja sonst keine Süßigkeiten gegeben hat.

Die größeren Geschwister, die schon in die Schule gegangen sind, haben erzählt, dass bei den anderen Kindern das goldene Rössl kommt. Die ganze Adventzeit waren wir recht brav. Dem Vater haben wir geholfen, wenn er das Reisig zum Besenbinden hereingetragen hat. Die ganze Stubn war voller Reisig, da hat man immer wieder zusammenkehren müssen. Aber wir haben dabei auch etwas zum Spielen gehabt, die größeren Stäbe und Holzscheite waren unsere Ochsen, Kühe und Pferde, aus den Astln haben wir uns Kranzerl gewunden.

Wenn in der Früh die Eltern in der Kälte in die Rorate gegangen sind, haben nur die Kinder mitgehen können, denen gerade die Schuhe gepasst haben. Am Weihnachtstag in der Früh haben wir dann sehnsüchtig darauf gewartet, dass das goldene Rößl auch bei uns vorbeifliegt und etwas bringt. Ganz nass waren unsere Nasen, so lang hab’n mir s’ ans Fenster druckt, aber nix hat sich g´rührt, kein Glöckerl hat geläutet, kein Licht ham wir vorbeihuschen g´sehn. Aber wie wir schon ganz enttäuscht und dem Weinen nahe waren, ist der Vater vom Stall hereingekommen. Ganz geheimnisvoll hat er dreing´schaut und g´sagt:„G´rad hab ich das goldene Rössl g´sehn, hinterm Haus ist es zum Wald hinuntergeflogen!“ Im Schurz hat er ein Paar Äpfel, Nüsse, Lebkuchen und Zwetschken g´habt, die wir voller Freude gegessen haben. Also hat uns doch das goldene Rössl nicht ganz vergessen!


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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