Mein Bruder Gottfried
Als am 5. April 1944 mein Bruder Gottfried in Linz zur Welt kam, war ich bei meinen Großeltern und Tante Rosi in Herzogsdorf im Galli-Häusl, dem Elternhaus meiner Mama. Die Großeltern wurden immer nur "Muatta" und "Vater" gerufen, sowohl von den Kindern als auch von uns Enkelkindern.

Foto rechts:
Taufe von Gottfried Schneidergruber, geb. am 5. April 1944. Personen v.l.n.r.: Brigitta, Tanta Rosa, Mama, Papa
Bei ihnen war es nie langweilig, denn ständig waren Leute da, die sich mit ihnen unterhielten oder bei der Muatta Rat suchten. Ich war gern dort, besonders Tante Rosi hatte ich sehr lieb.
Eines Tages kam meine Cousine Anna Kitzmüller und rief ganz aufgeregt: "Brigitta, du hast ein kleines Brüderchen bekommen!" Vor lauter Eile fiel ich auf der Stiege über die zum Trocknen aufgelegten Kasziegerl, dass sie nur so herumsprangen.
Damals war im April noch sehr viel Schnee und zu meiner großen Freude fuhren wir mit einem Pferdeschlitten nach Gerling zum Bahnhof und von dort mit der Mühlkreisbahn nach Urfahr, wo Tante Zenzi wohnte und uns schon erwartete.
Der Besuch bei Mama im Allgemeinen Krankenhaus wurde leider durch einen Fliegeralarm unterbrochen. Wir mussten alle in den Luftschutzkeller gehen. Die neugeborenen Babys lagen wie die Striezel in großen Körben und schrien durcheinander. Mein kleiner Bruder hat mir sehr gefallen, weil er ruhig war, und ich glaubte, dass er mich neugierig anschaute. Mama schenkte mir ein winziges Wollkücken und ein grünes Osterei; ich freute mich sehr, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Bei der Taufe meines Bruders war auch Papa noch dabei, dann musste er wieder an die Front und ich sah ihn zwei Jahre nicht mehr, bis er im April 1946 aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft heimkehrte.
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