Tiefflieger
Auf dem Weg zu den Großeltern, kurz vor Herzogsdorf, in der so genannten Schierzengasse, überraschte uns dann ein Tiefflieger. Mama stieß mich geistesgegenwärtig in eine Schneewächte und wühlte sich selbst in den Schnee, während das Flugzeug knapp über uns hinwegbrauste. Mich hätte man wahrscheinlich in meinem weißen Kaninchenmantel nicht gesehen, aber Mama im braunen Mantel wäre weithin sichtbar gewesen.
Im Galli-Häusl bei Muatta, Vater (Großvater) und Tante Rosi konnten wir uns dann aufwärmen und von unserem Schrecken erholen.
Beim Windner, Hilkering 6

Foto rechts:
Brigitta Schneidergruber
vor dem Windner-Haus, Hilkering 6, 1947/48
Obwohl noch viel Schnee lag und trotz der Gefahr, von Tieffliegern beschossen zu werden, transportierte der einarmige Bauer Dall auf seinem "Rummiradler"- Pferdefuhrwerk einen Großteil unserer Möbel von Rohrbach nach Herzogsdorf. Etwa im März 1945 sind wir tatsächlich in die beiden winzigen Zimmer beim Windner eingezogen. Es war alles sauber hergerichtet, neue Fenster und Fußböden, weiße Wände, aber kein elektrisches Licht und das Klosett-Häuschen hinter dem Hof.
Für mich war alles neu, das Leben auf einem Bauernhof inmitten einer großen Familie, die ganz komisch sprach. Mama hatte immer mit mir Schriftdeutsch geredet, sodass ich oftmals Heiterkeit auslöste, wenn ich den Mühlviertler Dialekt weder verstand noch richtig nachsprechen konnte.
Ich brauchte einige Zeit, bis ich mich einigermaßen an die sehr beschränkten und dürftigen Verhältnisse gewöhnte, vor allem aber vermisste ich meine Freundin Helga und den Kindergarten.
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13)