Zeitzeugun Gertrud Anna Rachbauer Home
Zeitzeugun Gertrud Anna Rachbauer

Erinnerungen

Kindheit in Linz
Landdienst in Ungenach
Ein schönes Zeugnis
Mein Mann Alois
Einberufung zum Flakdienst
Ausbildung und Lageralltag, Versetzung nach Weichstetten bei St. Florian
Begegnungen
Überstellung nach Ansfelden
Verschiedene Episoden
"Das Geschwader"
1945 – das Kriegsende fühlbar nahe


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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zur Zeitgeschichte


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BegegnungenEinberufung zum FlakdienstAusbildung und Lageralltag
Meine Versetzung nach Weichstetten bei St. Florian



Auf das Erscheinungsbild wurde Wert gelegt, weshalb es eine Flick-und-Putzstunde gab. Und mittags mussten wir uns hinlegen, also "rasten wie kleine Kinder", haben wir geschimpft, aber nach ein paar Tagen haben alle gut geschlafen. Der Unterricht war nach Themen ausgerichtet, Maschinensatz (Generator und Suchscheinwerfer), Horchgerät, marschieren und singen, ein Lied – drei, vier ... Meist wurden Tiroler oder Heimatlieder vorgegeben. Abends um 22 Uhr war Bettruhe, dann ging der Unteroffizier vom Dienst (UvD) mit Gewehr und Helm durch die Baracken, auch durch die Frauenbaracken. Eine kleine Meuterei half und der UvD wurde durch eine Führerin abgelöst.

Nach fünf Wochen Ausbildung wurden wir zu kleinen Gruppen, jeweils zwei Maschinisten, zwei Horcher, zwei Scheinwerferleute, zusammengestellt. Unsere Gruppe kam nach Weichstetten bei St. Florian und wir wurden in einem alten, verdreckten Bauernhaus einquartiert. Mäuse und Flöhe gab es genug. Die Suchscheinwerfer und die Geräte standen im Obstgarten nahe am freien Feld. Dabei ist mir aufgefallen, dass unser Scheinwerfer fast immer Mängel aufwies und so der Einsatz nicht möglich war. An der Behebung wurde fieberhaft gearbeitet, aber bei Fliegeralarm blieb es dunkel.
Das war unausgesprochen sogar ein Schutz für uns, denn ohne Suchscheinwerfer konnten wir für die in großer Höhe anfliegenden Bomberverbände zu keiner Gefahr werden. Heute weiß ich, dass diese Soldaten mit der Erfahrung alter Hasen vorweg versuchten, die Gefahr durch fingierte Schäden zu reduzieren. Sie waren alle UK gestellt (Unabkömmlich gestellt, wegen Funktion, z. B. Bäcker, Landwirt, oder wegen Krankheit, z. B. Augenerkrankung, hervorgerufen durch Mutterkorn).

Rund um die Uhr wurde Wache geschoben, immer zu zweit, von acht bis 22 Uhr auch Frauen, ab 22 Uhr nur die Männer, jeweils zwei Stunden lang. Im Winter konnte es grimmig kalt sein, wir froren so arg, dass wir nach der Ablöse in der Stube den Mantelknopf nicht mehr aufmachen konnten, so klamm waren unsere Finger.

Gertrud Anna Rachbauer
Foto:
Frau Rachbauer beim Wache stehen in Weichstetten.


Etliche, auch ich, hatten Blasenentzündung. Aber einen Arzt brauchte (durfte nur brauchen) nur jemand, der seinen Kopf unter dem Arm trug. Und angesichts des Weges zum Arzt nach Steyr, über Äcker und Wiesen, wurde ein etwas gesundheitlich Angeschlagener schließlich von selbst wieder gesund.
Fast immer haben Olga und ich gemeinsam den Wachdienst geschoben. Dabei konnten wir unsere Gedanken und manchmal Träume austauschen. Olga ging an ihrem freien Tag nach Linz ins Kino und beim nächsten Wachdienst hat sie davon erzählt, z. B. über "Söderbaum". Dabei kam ihre Erzählgabe zur Wirkung, es war wie ein Vortrag. Auch tägliche Sorgen und Freuden wurden besprochen. Am Weihnachtsabend haben wir uns zum Dienst einteilen lassen, im Bauernhaus war es schon dunkel, alle schliefen. Dann zündeten Olga und ich für unsere Liebsten Heinz und Ali ein Kerzerl an und feierten bei Tee und Kriegskeksen unsere Stille Nacht. So geht es auch.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...