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Zeitzeugenberichte

Vertrieben 1945 aus Südmähren

Einleitung
Meine Familie
Mein Heimatort Prittlach
Krieg 1939–1945
Rückzug der Deutschen; Höhlen als Verstecke; Kämpfe. April 1945
Erste Vertreibung
Der Leidensweg nach der Rückkehr nach Prittlach
Zweite Vertreibung
Stationen in Niederösterreich 1945–1946
Wilhelmsdorf bei Poysdorf
Waltersdorf
Eibistal
Wetzelsdorf
Grosskruth


Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


www.regionalkultur.at
Geschichteclub Stahl



Waltersdorf
EibistalWilhelmsdorf bei Poysdorf

Wir konnten nicht mehr länger bei diesen freundlichen Wirtsleuten bleiben, es musste Arbeit gesucht werden. Der Abschied fiel uns schwer, sie hatten eine einzige Tochter, Resi, diese hatte einen Klumpfuß, war aber ein bildhübsches Mädchen und erst 16 Jahre, wir verstanden uns gut, ich durfte mit ihr spielen. Einmal gingen wir zu weit vom Haus weg, es war für mich derart schrecklich, dass sie von ihrem Vater mit Schlägen empfangen wurde. Ich konnte es nicht verstehen, weil ich noch keine Ahnung hatte, was das Wort "Vergewaltigung" wirklich heißt und nur die Angst der Eltern war hier zum Ausdruck gekommen. Sie musste immer im Haus und teils versteckt bleiben. Zu dieser Familie, inzwischen heißt sie Schönsleben, haben wir bis heute Kontakt, es gab auch schon Besuche. Meine Mutter sagte immer, hier müssen wir immer dankbar bleiben, es waren die ersten hilfreichen Hände.

In Waltersdorf wurden wir aufgeteilt. Meine Mutter mit Bruder und Großvater bei einem Bauern, eine Nacht war auch ich noch dort. Da kamen die Russen und wollten die letzten Hühner stehlen, sie schossen herum, der Bauer wollte in die Finsternis hinaus, die Frauen hielten ihn zurück, es war ein schrecklicher Tumult. Am Morgen nach dieser Nacht, wo niemand ein Auge zugemacht hatte, fehlten nicht nur die Hühner, auch das letzte Schwein war weg.

Meine Großmutter kam zu alten Bauersleuten, die selber nicht viel hatten, sie arbeitete hart, war aber fast immer hungrig.

Mein Vater war inzwischen nach einiger Suche zu uns gestoßen, er war zum Schluss in Wien, weil verwundet, im Wehrkreis im Büro tätig gewesen.

Mit ihm kam ich zu einen anderen Bauern. Dort bewohnten wir eine Kammer mit nur einem Bett. Mein Vater musste sehr früh aufstehen, Klee wurde gemäht und, so gut es ging, am Feld gearbeitet. Ich stand immer mit ihm auf und ging mit, obwohl er verlangte, dass ich ausschlafen sollte. So saß ich dann auf den nassen Kleehaufen, zitternd und schaute bei der Arbeit zu. Warum ich dies tat, das habe ich meinem Vater niemals gesagt. Ich wollte bei ihm sein, mir tat er so unendlich leid, er war zu Hause ein so angesehener Mensch, wir hatten für damalige Verhältnisse alles und nun war er nichts als ein Knecht, der sehr darunter litt, seine Familie so arm zu sehen. Das Essen war täglich eine Mehlsuppe, ohne jeden Geschmack, aber es war nicht mehr vorhanden.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...