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Wie ich als Elf- bis Zwölfjähriger die Endzeit des
Krieges und die Jahre unmittelbar nach 1945 erlebte

Meine Erinnerungen - Einleitung
Die Kriegs- und Notzeit vor und nach 1945
Was sich damals in Puchenau ereignete
Bomben auf Puchenau
Der große Bombenangriff
Bei der Hitlerjugend
Im Dienste der Gemeindeverwaltung
Die letzten Tage vor Kriegsende
Keine Angst?
Die Besatzungszeit nach dem Einmarsch der Amerikaner
Die letzten Tage im Mai 1945. Wie wir lebten
Die Russen sind da. Die Donau als Demarkationslinie.
Mein Vater war Nationalsozialist


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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zur Zeitgeschichte


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Geschichteclub Stahl



Der große Bombenangriff Ende März 1945Was sich damals in Puchenau ereigneteBomben auf Puchenau


Im Winter 1945 (8. Jänner 1945 laut Puchenauer Festschrift) erwischte es uns zum ersten Mal recht heftig. Ein Bomberverband hatte anscheinend Linz verfehlt und lud seine Fracht über Puchenau ab. Mitten in der Nacht. Wir waren in unserem Luftschutzkeller, es krachte fürchterlich und wir glaubten schon, nun sei es aus. Wir hatten einen Luftschutzkeller, einen richtigen und vorschriftsmäßigen, weil unser Haus 1939 unter den entsprechenden Bauvorschriften erbaut worden war. Dieser Keller war mit einer eisernen Tür, mit einer Gummidichtung und mächtigen Riegeln versehen. Auch das Fenster war so konstruiert. Der Keller sollte mit seiner verstärkten Betondecke die Last des ganzen zusammenbrechenden Hauses tragen können. Für einen Volltreffer sei er nicht geeignet, wurde uns vom Baumeister versichert. Das war sehr beruhigend! Übrigens war der Schutzraum nach Vorschrift mit Schaufeln, Krampen und Spaten ausgestattet – zur Selbstbefreiung im Falle einer Verschüttung. Auch eine Tonne mit Wasservorrat war vorgeschrieben. Gott sei Dank musste der Schutzraum seine Tragfähigkeit nie unter Beweis stellen, obwohl nicht viel dazu gefehlt hätte. Wer keinen Luftschutzkeller besaß, der musste den öffentlichen Schutzraum aufsuchen. In Puchenau war dies ein alter Wein- und Bierkeller im so genannten Kellerberg unten bei der Straße gegenüber der Bahnhaltestelle. Wer dazu nicht genügend Zeit hatte, war auf die gewöhnlichen Kellerräume angewiesen. Dieser erste Angriff bescherte uns durch herumgeschleuderte gefrorene Erdbrocken mehrere große Löcher im Dach. An der Westseite über dem Hauseingang waren die gefrorenen Brocken an der Dachtraufe eingeschlagen und hatten die Dachrinnen und Staubläden heruntergerissen. Die Bombe war mitten im Garten beim Nachbarn Wallner eingeschlagen. Ungefähr sechzig bis siebzig Meter neben unserem Haus. Zuerst sah alles furchtbar aus. Die herabgefallenen Läden lagen kreuz und quer, dazwischen verstreut gebrochene Dachziegel und Mörtelbrocken. Wir, Großmutter, Mutter und ich, die anderen Geschwister waren noch zu klein und Vater ja eingerückt, flickten die Löcher im Dach notdürftig mit Reserveziegeln und einigen noch halbwegs brauchbaren ganz gebliebenen aus den Einschlagstellen.

Dann war es für die Amerikaner irgendwie Mode geworden im Morgengrauen anzufliegen. Unter anderem war dabei Puchenau wieder betroffen. Sechs oder sieben Bomben fielen auf das Feld zwischen Donau und Straße. Wir waren gerade in den Keller gelangt, da war ein Rauschen zu vernehmen und dann bumm, bumm, bumm, siebenmal. Das galt den Schiffen bzw. Schleppkähnen, die hier seit einiger Zeit vor Anker lagen. Sie waren auf der Flucht vor den Russen stromaufwärts aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn hierher gebracht worden. Auf einigen Schiffen befand sich auch eine Flak. Die hatte das Feuer eröffnet und beschoss ihrerseits die in diesem Falle ausnahmsweise tief anfliegenden Bomber. Vielleicht haben sie mit ihrem Feuer etwas erreicht, denn offensichtlich drehten die Flieger vorzeitig ab und keine der Bomben traf ihr Ziel. Diese Schiffe waren noch ein paarmal das Ziel von tief im Donautal anfliegenden Flugzeugen. Sie haben aber nie eines getroffen. Einmal, kann ich mich erinnern, geschah dies am hellen Tag. Wir waren anscheinend den ständigen Alarm schon so gewöhnt oder er war zu spät gekommen, ich weiß es nicht mehr. Ich war jedenfalls im Freien. Da flogen wieder einmal mehrere Jagdbomber – so sagten die Leute – von Westen heran. Die Schiffsflak eröffnete das Feuer mit Leuchtspurmunition. Wie ein Feuerwerk ballerte das herum, nur nicht so harmlos. Ein Flieger wurde getroffen und drehte mit einer Rauchfahne nach rechts über den Kürnberg in Richtung Hörsching ab. Die Leute redeten, er sei dann abgestürzt.



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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...