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Elisabeth Schimpl – Erinnerungen
Erzählen könnte ich meine Erinnerungen besser als schreiben, aber ich versuche es

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Die Heimkehr meines Vaters
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Mein Vater war bis September 1947 in russischer Gefangenschaft. Den Tag, als er nach Hause kam, habe ich in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen. Obwohl es Ende September war, war es ein sehr warmer Tag.
Unsere Briefträgerin Annerl sagte zu meiner Schwester und mir: "Wißt ihr nicht, euer Vater kommt heute nach Hause." – Wir wussten nicht recht, was wir mit dieser Mitteilung anfangen sollten. Unsere Mutter war mit einer Frau, die in unserem Haus wohnte, auf gut Glück zum Bahnhof gefahren, um sich bei anderen Heimkehrern zu erkundigen, ob sie etwas über ihre Männer wussten. Am Bahnhof hing eine Liste der Heimkehrer und dort entdeckten die beiden Frauen die Namen ihrer Männer.
meine Famile


Foto, hintere Reihe von links nach rechts: Meine Mutter, mein Vater, Frau und Herr Tischberger (er kam am gleichen Tag wie mein Vater aus der Kriegsge-fangenschaft heim); vordere Reihe: Ich - Elisabeth, meine Schwester Charlotte, Heli (Sohn von Tischberger), 1947. (Bildquelle: Elisabeth Schimpl)
Die Begrüßung der Heimkehrer sollte einige Stunden später beim Hotel Achleitner in Urfahr vor sich gehen. Meine Mutter holte uns zu Hause ab, mein Bruder wurde an seiner Lehrstelle von der Heimkehr unseres Vaters verständigt. Somit standen wir alle wartend vor dem Hotel, als schließlich eine Schar ausgemergelter Männer an uns vorbeizog. Ich konnte mich an meinen Vater überhaupt nicht mehr erinnern und fragte deshalb immer wieder: "Welcher ist nun mein Vater?" – "Der mit dem Tschibuk", sagte meine Mutter. Ich glaube, auch sie selbst hielt nach der für meinen Vater so typischen Pfeife Ausschau, um ihren Mann inmitten all der grauen Männer rasch zu erkennen. Soviel ich mich auch anstrengte, ich konnte keinen mit einer Pfeife entdecken. Also musste ich mich weiter gedulden.

Als wir zu Hause ankamen, hatten sich die Leute aus dem ganzen Wohnblock vor unserer Haustüre versammelt. In Windeseile hatten sie die Haustüre mit einer Girlande aus Wiesenblumen geschmückt. Die Freundin meiner Schwester – wir nannten sie Guschi Gigi – hatte ein Gedicht vorbereitet. Als sie jedoch meinen abgemagerten Vater sah, begann sie zu weinen.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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