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Gerhard Winkler

Erinnerungen von Gerhard B. Winkler

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Die NAPOLA
Am Staatsgymnasium in Linz
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Doch nicht so schlechte Jahre
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Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

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Am Staatsgymnasium in LinzBeschlagnahme des StiftesDie NAPOLA
(Nationalpolitische Erziehungsanstalt)



Eine etwas ernstere und persönliche Begegnung mit dem Dritten Reich hatte ich in meiner letzten Volksschulklasse. Der Landesschulinspektor Dr. Foppa kam in SA-Uniform in unsere Klasse, um Kandidaten für die NAPOLA anzuwerben (das war die Nationalpolitische Erziehungsanstalt). Der Herr Oberlehrer führte mich vor. Der Inspektor fragte mich, was ich von der Frontlage (Rußland 1941/42) hielte. Ich sagte: Großartiges. Die Truppen Napoleons hätten nur minus 29 Celsiusgrade auszuhalten gehabt, die deutschen Soldaten schafften dagegen minus 56° Celsius. Der Inspektor erkannte damals meine historische Begabung und schrieb mich ein. Mein Vater hatte aber große Angst. Der Bürgermeister Meischinger, eine ständige Kundschaft in der Gärtnerei, und andere gratulierten meinem Vater zum großen Glück seines Sohnes. Mein Vater aber instruierte mich eingehend, ich müsse bei meiner Vorstellung in Linz sagen, ich wolle Arzt werden und daher das Staatsgymnasium auf der Spittelwiese besuchen. Zum Glück war Dr. Foppa noch eher ein älterer verirrter Großdeutscher als ein fanatischer Nationalsozialist. Er sagte zu mir: "Wir zwingen niemanden", und strich mich aus der Liste. Ich war froh, denn gleich nach mir sprach ein fröhlicher Boxertyp mit stolzer Mutter vor. Bei solchen Leuten war mir aber unbehaglich, denn sie kamen mir zwar nicht böse, aber dumm vor, was mir viel schlimmer dünkte.

Die NAPOLA war mir insofern ein Begriff, als der um zwei Jahre ältere Sager Hans, der jetzt in Manchester Sprachen unterrichtet, in Wien in einer NAPOLA war. Er trug zwar eine elegante braune Uniform. Aber mein Vater hatte ihn einmal in Wien besucht und war befremdet, als ihm die Professoren erzählten, sie seien jetzt nicht mehr Professoren, sondern Zugsführer. Für meinen Vater war das schrecklich. Das Ausschlaggebende für ihn war aber das Weltanschauliche. Dr. Häupl, der damals in dem im Stift untergebrachten Priesterseminar unterrichtete, später auch noch unser Professor in scholastischer Philosophie wurde, sagte ihm, dass es nur ein Gymnasium in Linz gebe, das weltanschaulich unbedenklich sei, das sei die Spittelwiese (das damalige Staatsgymnasium, heute Akademisches Gymnasium). So kam ich auf die Spittelwiese, wo allerdings das Ernährungsamt einquartiert war, so dass wir mit der Oberschule in der Fadingerstraße alternierend unterrichtet wurden. Nur Religionsunterricht hatten wir in der Spittelwiese. Das galt als Erschwernis, gefiel uns aber sehr. Wir kamen uns vor wie in einem Oberseminar. Einmal geriet ich durch Zufall in eine Russisch-Klasse. Der russisch parlierende Lehrer lächelte mich an, als ob ich auch Frontdolmetsch werden wollte.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...