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Gerhard Winkler

Erinnerungen von Gerhard B. Winkler

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Kindheitserinnerungen
Autor: Gerhard B. Winkler
(geb. am 24. April 1931 in Wilhering)



Gerhard B. WinklerIch wurde am 24. April 1931 in Wilhering 4, dem alten Posthaus (heute Höferstraße l), in der dreiräumigen Dienstwohnung meiner Eltern geboren.


Foto:
Gerhard Bernhard Winkler O. Cist.
em. Ord. Univ. Professor (Foto 2007)

Mein Vater war von 1926 bis 1986 Stiftsobergärtner. Die Mutter hatte er im Stiftsmeierhof kennen gelernt. Hinter dem Haus, in dem noch weitere vier Parteien wohnten, waren luftdurchlässige Holzhütten, wo wir die zwölf Festmeter Deputatsholz jedes Jahr verstauen mußten. Dort war es die Aufgabe von uns Buben vor allem, das Brennholz zu spalten und in den hochgezogenen Holztristen Burgen zu bauen. Die ebenerdigen Fenster der Wohnung waren alle vergittert, aber durchlässig für jugendliche Leiber. Die nördlichen ließen den Blick auf den Straßenverkehr frei, sie ermöglichten freie Sicht- und Hörkontakte in die Studiensäle des Stiftes. Dort gab es einen geordneten Lernbetrieb im "Studentenkonvikt". Wir beobachteten es als damals überzeugte Fahrschüler in Linzer Schulen mit gebührender Aufmerksamkeit, wenn der offensichtlich unvermeidliche Lärmpegel von der Dienst habenden Aufsichtsperson jeweils durch gesteigerte akustische Signale gedämpft wurde. Das geschah mit Hilfe eines Pultdeckels, den der Dienst habende Präfekt heftig niederschlug. Er ist schon seit einigen Jahren tot und war trotz seiner hell tönenden Maßnahmen sehr beliebt Aus dieser Zeit stammt offensichtlich meine Wertschätzung des klösterlichen Stillschweigens. Wir sind aber hier schon der Zeit nach 1946 vorausgeeilt ...
Außerdem konnte man in jüngeren Jahren durch die Gitter unserer Parterrewohnung unschwer in einen kleinen Vorgarten schlüpfen, den wir vor allem in der Sommerhitze überaus schätzten. Die Südfenster gingen in Lehners Gastgarten, wo in der guten Jahreszeit Bier ausgeschenkt und vor dem Schutzengelsonntag im September eine Bühne für die Musikkapelle des "Kirtags" errichtet wurde, die uns unbeschränkte Spielmöglichkeit bot.
Übrigens feierten wir Kinder das jährliche Schutzengelfest vom ersten Sonntag im September, den Patroziniumstag der Stiftskirche, mit einer ähnlichen Spannung wie Weihnachten.

Ich soll nach der Aussage meiner Tante Anna Mahringer, die unsere Patin und Geburtshelferin war, bei der Geburt sehr blau und unterentwickelt ausgesehen haben, sodass ich sehr viel wärmende Zuwendung bekommen mußte, um zu überleben. Das führte meinen um vier Jahre älteren Bruder Paul dazu, eifersüchtig zu sein. So pflegte er allerhand Unfug anzustellen, um auch beachtet zu werden. Zu meinen ersten Erinnerungen gehören die regelmäßigen Kirchgänge meiner Eltern.
Manchmal wurde mir das längere Sitzen auf ihrem Schoß zu lang. Dann betrachtete ich unsere Nachbarin aus dem ersten Stock, die Wehlend Annerl. Sie sang sehr laut und verzog dabei das Gesicht. Auch der begeisterte Kirchengesang meines Vaters machte auf mich großen Eindruck, obwohl Onkel Peter, der Musiker und Herrgottschnitzer, diesbezüglich nicht so begeistert war wie ich: Sein Schwager singe mehr laut als schön, pflegte er zu sagen. Damals muss ich schon an die zehn Jahre alt gewesen sein. Die vorher erzählten Ereignisse sind zwischen 1934 und 1937 anzusetzen.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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