Ein gespenstischer Zug
Und dann, das war am 1. Mai (Anmerkung: 1945), sind wir entlassen worden, haben wir den Entlassungsschein gekriegt. Zwei, drei Tage vorher ist eine Kameradin dahergekommen, die war in Steyr drinnen, und wir haben drei Kilometer nach Gleink gehabt, und die hat gesagt: "Du! I hob jetzt wos gsegn!" ("Du! Ich habe jetzt was gesehen!") Am Weg: Einen ganzen Zug total armseliger Gestalten. Und hat sie gesagt: "De miaßn s von Ungarn auffatriebn habn" ("Die müssen sie von Ungarn heraufgetrieben haben.")
Da werden sie wahrscheinlich von den KZ oder was, das weiß ich nicht so genau, was das für ein ..., aber die war ganz entsetzt, wie sie den Zug gesehen hat. Also, von so was haben wir ja nie etwas gehört. Und ich habe das in dem Moment gar nicht so wahrgenommen, mir ist das erst später wieder eingefallen, weil ich ja zu der Zeit im Kopf so viele Sorgen gehabt habe: "Wos gschiacht jetzt mit uns? Kemma ma nu hoam oder, äh, derwischen uns d Russen, net?" ("Was geschieht jetzt mit uns? Kommen wir noch nach Hause oder erwischen uns die Russen, nicht?") Aber hinterher denkst du dann so nach: Ja, das hast du gehört, ohne dass du es eigentlich richtig registriert hast. Ich stelle es mir halt so vor, dass sie da ein Lager geräumt haben, wie vielleicht schon die Russen gekommen sind, und haben die Häftlinge da nach Oberösterreich getrieben.
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