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Hans Thaler – Memorandum

Einleitung
Einberufung zum Wehrdienst nach Znaim a.d. Thaya
Die Rekrutenausbildung
Die Schleiforgien des Oberleutnant Weik
Fronteinsätze, Hochgebirgs-ausbildung, Kapitulation am 8. Mai 1945


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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Die Schleiforgien des Oberleutnant WeikEinberufung zum Wehrdienst nach Znaim a.d. ThayaDie Rekrutenausbildung


Bei der Rekrutenausbildung nach preußischem Drill wurde uns jegliche Idealvorstellung vom Dienst im grauen Rock ausgetrieben. Außer dem bekannten infanteristischen Schliff standen bei der Artillerie die schweren Geschütze, wovon jedes drei Tonnen wog, als Marterwerkzeuge zur Verfügung.
Jeweils fünf Mann, in Wirklichkeit schwache Jünglinge, hatten beim Geschützexerzieren die Feldhaubitze mit Muskelkraft fortzubewegen, in Stellung zu bringen, die Holme zu spreizen und gefechtsbereit zu machen. Das wiederholte sich bei einem zweistündigen Geschützexerzieren unzählige Male, wobei zwischendurch das Kommando "Kanoniere aufgesessen, Kanoniere abgesessen!" ertönte und die Ausbildner ein blitzartiges Auf- und Absitzen verlangten. Wer nicht nach der Vorstellung des Vorgesetzten spurte, bekam eine Sonderbehandlung: eine Runde im Laufschritt um den Exerzierplatz mit einer 10,5-Granate auf der Schulter.


Der schönere sportliche Teil der Ausbildung bei der bespannten Artillerie, so glaubte ich, wäre die Reitausbildung. Doch schon die erste Reitstunde wurde zur Tortur. Als wir in der Reithalle zum ersten Mal "zu den Pferden" kommandiert wurden, standen die vierbeinigen Kameraden ohne Zaumzeug und Sattel da. Dem Befehl "Kanoniere aufgesessen!" konnten fürs Erste nur sportliche Rekruten nachkommen, während es den übrigen erst nach vielen Versuchen gelang, sich an der Mähne hochzuziehen, um den Rücken des geduldigen Pferdes zu erklimmen. Mit flotten Runden im Trab ging die erste Reitstunde zu Ende. Dabei kannte der Sadismus unseres Reitlehrers keine Grenzen. Brutal trieb er mit lautem Peitschenknallen die Pferde zu immer schnellerem Trab an, unbekümmert der Tatsache, dass seine Reitschüler wie ein Häuflein Elend auf dem nackten Pferderücken zusammengeschüttelt wurden und der eine oder andere vom Pferd stürzte. Kreuzlahm und mit wundem Hinterteil habe ich wie fast alle Neulinge die erste Reitstunde mehr schlecht als recht überstanden.

Längstens beim Stalldienst, wozu auch das Pferdestriegeln und Auskratzen der Hufe gehörten, erfuhren wir, dass beim Militär nicht nur der Mensch, sondern auch die Pferde verdorben wurden und sich mit Schlagen und Beißen an ihren Peinigern zu rächen versuchten.


Nach sechswöchiger Kasernierung gab es endlich den ersten freien Ausgang am Wochenende. Erst jetzt hatten wir die Möglichkeit, die liebliche Kleinstadt Znaim an der Thaya, die inmitten einer hügeligen, fruchtbaren Weingegend liegt, zu erforschen. Die Bevölkerung bestand damals größtenteils aus Sudetendeutschen. Darunter gab es viele hübsche Frauen, die uns deutschen Soldaten sehr freundlich begegneten. Für die Freizeit bot dieses Garnisonsstädtchen vorzügliche, kultivierte Einrichtungen, die in vergleichbaren Orten kaum zu finden waren: ein kleines Stadttheater mit guten Aufführungen; ein gepflegtes Saunabad mit geschultem Personal für Massagen und Fußpflege, ein Schwimmbad, Geschäfte aller Art und gute Lokale. Nicht zuletzt gehörten dazu die umliegenden Weinberge, die zu Kellerpartien einluden. Da ich insgesamt ein Jahr in Znaim als Soldat verbrachte, habe ich die Vorzüge dieser Garnisonsstadt echt genossen. Als ich dann zum Reserveoffizierslehrgang zugelassen wurde, hatte auch das deprimierende Rekrutendasein ein Ende.


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Aus meinem Leben:
Ausschnitte aus "Erinnerungen an meine Kindheit"
– Autor: Hans Thaler


"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...