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Kindheitserinnerungen von Franz Fochler:
Vom Herbst 1944 bis zum Schulbeginn 1947

Einleitung
Herbst 1944
Frühjahr 1945: Die Rückkehr des Vaters / Die Russen in Weitra
Sommer / Herbst 1945
1946: Fahrt nach Wien / Das Christkind
1947: Eine schwere Verletzung / Schulbeginn



Kunst und Zeitgeschichte

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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1947: Eine schwere Verletzung / SchulbeginnSommer / Herbst 19451946:

Fahrt nach Wien


Unsere Wohnmöglichkeit war eingeschränkt und so schliefen drei Mädchen und ich in der Mahlstube der Mühle. Bedingt durch die Steinmauern war es dort im Winter sehr kalt. Wir konnten uns aber mit einem elektrischen Strahler, der von einem Dynamo der Mühle mit Strom versorgt wurde, helfen.

Eines Nachmittags probierte ich auf dem kleinen Mühlberg das Skifahren, dabei fiel mir auf, dass das Licht in der Mahlstube immer schwächer wurde. Ich lief in das Haus und bemerkte starke Rauchentwicklung schon in der Küche. Ich holte meinen im Sägewerk befindlichen Vater zur Hilfe, dieser löschte einen in Brand geratenen Schemel – auf dem der Strahler stand.

Im Herbst fuhren wir mit der Eisenbahn nach Wien zu einem Verwandtenbesuch. Mein Vater hatte einen großen Rucksack, in dem sich zwei Brotlaibe und drei Stücke geselchtes Schweinefleisch befanden. Die noch großteils in Trümmern liegende Stadt machte großen Eindruck auf mich. So konnte man im Stephansdom direkt in den bewölkten Himmel schauen. Auf einer Bank machten wir Rast um zu jausnen. Vorbeigehende Personen ersuchten uns um ein Stück Brot, mein Vater gab jedem ein Stück Brot und Fleisch. Am Ende war der Rucksack leer. Als wir bei der Rosi-Tante ankamen und meine Cousine Hilde Harwan, die am Burgtheater Schauspielerin war und in Wirklichkeit Hawranek hieß, den leeren Rucksack sah, sagte sie: „Es ist niemand zu Hause und ich bin selbst nur Gast hier.“ Zum Glück hatten wir noch die Vicky-Tante, die Köchin in einer Kantine war und uns mit Essen und Quartier versorgte.

Auf der Rückreise versäumten wir den Zug, so fuhren wir vom Schwarzenbergplatz mit dem nächsten Bus, der in Richtung Waldviertel fuhr, bis Krems. Dort machten wir Rast in einer Mühle. Der Müller bewirtete uns großzügig. Mit der Kamptalbahn erreichten wir wieder die Franz-Josefs-Bahn.


Das Christkind

In der Nachkriegszeit hatten wir zwar reichlich zu essen, jedoch fehlte es an Obst und Süßigkeiten. Meine Schwestern erzeugten selbst gemachte Schokolade, die man zum Abkühlen in den Schnee stellen musste. Gespannt warteten wir auf die fertige Schokolade, als wir die Türe öffneten, stand im Licht, welches aus der Tür fiel, ein Fuchs der gerade das letzte Stück verspeiste.

Im angrenzenden Bauernhaus der Familie Pöltzl hatten meine Eltern ihr Schlafzimmer, dieses konnte über einen hölzernen Übergang erreicht werden. Dort kam auch das Christkind. Wir hatten einen bis zur Decke reichenden Christbaum, der mit böhmischem Glasschmuck reich geschmückt war. Selbst gebackene Bäckereien und rote Äpfel, sowie Heller-Zuckerl erfreuten uns Kinder. Als wir das Zimmer betraten, stand tatsächlich ein lebendes Christkind vor uns. Niemand von uns hatte es jemals zuvor gesehen. Wir waren sehr erstaunt, da es noch dazu bildschön war. Dadurch glaubte ich längere Zeit an das Christkind, erst später erfuhr ich, dass es ein Mädchen war, welches in unseren Bekanntenkreis einheiratete.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...