Bei der Betrachtung der Ereignisse des Jahres 1938 dürfen wir nicht vergessen, dass es für die meisten Menschen nicht möglich war, die Menschen verachtende Gesamtstrategie der neuen Machthaber zu diesem Zeitpunkt im vollen Ausmaß zu erkennen. Ein rücksichtsloses Spitzelwesen ließ jede kleinste Widerstandshandlung zu einer Heldentat werden. Nur wenige brachten den Todesmut auf, ein Leben im Widerstand zu führen. Einer dieser wenigen war Franz Jägerstätter, der bei der Volksabstimmung über den Anschluss am 10. April 1938 mit "Nein" stimmte. Eine offene Ablehnung der NS-Diktatur war lebensgefährlich, daher lösten Mitleid mit den Opfern und schmerzliche Erfahrungen von Unrecht und Rücksichtslosigkeit meist nur stille Proteste aus.
Kurt Cerwenka
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